Sonntag, 1. März 2015

Moderne Zweck-Architektur auf historischem Gelände am Westerberg in Osnabrück. Eine Führung auf dem Campus der Hochschule und Universität




Im Jahr 1914 begann der erste Weltkrieg, und die in Osnabrück stationierte II. Abteilung des Feldartillerieregiments Nr. 62 zog aus der Artilleriekaserne, der späteren „General-von-Stein-Kaserne“, gegen Westen an die Front. 250 Soldaten und 150 Pferde gehörten zu drei Batterien mit jeweils sechs Geschützen, die im Einsatz von sechs Pferden gezogen wurden. Der Krieg wäre ohne die Vierbeiner nicht zu führen gewesen. Gelenkt wurde solch ein sechsspänniger Zug von drei Reitern im Sattel, die jeweils noch ein Handpferd an der rechten Seite führten. So wurden damals die schweren Kanonen und tonnenweise Munition und Material an die Westfront transportiert.
Am Nordhang des Westerbergs im Westen zwischen der heutigen Artilleriestraße und der Barbarastraße erbaute die Stadt Osnabrück zwischen den Jahren 1900 und 1903 eine Artilleriekaserne. Sie verfügt über ein großes Mannschaftsgebäude und  nebenan ein Gebäude für die Wache. In unmittelbarer Nähe liegen das Stabsgebäude und das Offizierskasino. Zu der atriumähnlichen Anordnung der Gebäude gehörten neben der Küche und Kantine mehrere Pferdeställe und Kanonenschuppen.  Eine Hufschmiede, eine Wagenmeisterei und sogar ein „Isolierstall für kranke Pferde“ wurden für den Einsatz der pferdegezogenen Geschütze notwendigerweise eingerichtet. Zwei Reithallen prägen noch heute das Areal der Von-Steinen-Kaserne. Inmitten des Areals lagen die Abreitplätze für die Arbeit mit den Pferden, welche heute eine einfach gestaltete Grünfläche und einige Parkplätze für Hochschule und Universität Osnabrück sind.
 Die historischen Gebäude

 Die Neubauten wurden harmonisch eingefügt

Man sieht noch, wo früher die Pferde angebunden wurden

Bis zum Sommer 2009 war das Areal südlich der Sedanstraße und zwischen der Artilleriestraße und der Barbarastraße ein Gelände für die Woolwich Barracks der britischen Streitkräfte mit dem Standort Osnabrück.  Ein Großteil der Versorgungs- und Sozial-Infrastruktur lag an der Von-Stein-Kaserne am Westerberg mit Erholungs- und Einkaufszentrum, Schule, Kindergarten und Gebäude für Dienstleistungen.
Nach der Übergabe des Areals der Von-Steinen-Kaserne an die Stadt Osnabrück begann eine städtebauliche Neuordnung des Geländes und auch die konkrete Gestaltung des Geländes der ehemaligen Von-Steinen-Kaserne für die Hochschule und Universität Osnabrück. Heute beeindrucken dort das neue Mensa- und das neue Hörsaalgebäude auf dem Westerberg an der Barbarastraße. Aber auch die Umgestaltung der beiden Reithallen und die neuen baulichen Ergänzungen an den ehemaligen Pferdeställen zeigen eine behutsame Integration von denkmalgeschützter und moderner Architektur des Campus-Areals in das Gelände der Von-Steinen-Kaserne. 

Die Fassade der ehemaligen Reithalle blieb unverändert.
Der Neubau wurde als Bau im Bau eingefügt.

Die tragenden neue Architekur bleibt sichtbar

Der Vorraum

Als  Bauherr für den Neubau der Mensa und des Hörsaalgebäudes fungierte der Geschäftsbereich Gebäudemanagement der Hochschule u.a. vertreten durch Dipl.-Ing. Architektin Bärbel Helmig. Am Mittwoch, den 25. Februar führte uns Frau Helmig mit einer Gruppe aus Bad Essen durch die beiden neuen Gebäude und erklärte die Planung und Ausführung der sehr beeindruckenden modernen Architektur für die Hochschule Osnabrück. Das Gebäude der neuen Mensa ist lichtdurchflutet, funktional und symmetrisch gestaltet. Die Mensa ist für 5000 Essen pro Tag ausgelegt und hat dafür zwei beeindruckende Geschirrwaschstraßen mit automatischen Bestecksortiermaschinen. 







Das direkt neben der Mensa liegende auffallend moderne Hörsaalgebäude mit seiner Fassade in perforierter Metallhaut hat zur Straßenseite einen Froschmaul-ähnlichen Einschnitt in grüner Farbe, welcher eine starke Beziehung zwischen den Außenräumen herstellt und als  Eingang zum Hörsaalgebäude dadurch deutlich gekennzeichnet ist. 





Der Innenraum ist vor allem geprägt von den Farben Grau, Silber/Metall, Weiß und Grün. 


 Wer genau hinschaut, entdeckt im Atrium einen Frosch in Anspielung auf das Froschmaul-ähnliche Gebäude .....


 ... und auf einem Sockel weit oben versteckt ein kleineres Exemplar

Gleich im Foyerbereich eröffnet sich ein großer Bereich, den die Architektin Bärbel Helmig eine „Lernlandschaft“ nennt. Und wer einmal in den schwarzen großen Sitzkissen gelegen hat, dem fällt das Lernen in dieser Landschaft wieder leicht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen