Dienstag, 3. September 2024

 

E-Mobilität: Von den Anfängen in die Zukunft

Automuseum Melle und Stadtwerke Osnabrück

Eine Veranstaltung vom VDI Bezirksverein Osnabrück Emsland

- Arbeitskreis Energietechnik am 25.07.2024

In dieser VDI-Veranstaltung wollen wir die Entwicklung von den ersten Elektrofahrzeugen mit Bleiakkus und den Übergang zu Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren mit ihren stetigen Verbesserungen im Automuseum Melle unter fachkundiger Führung von Herrn Heiner Rösler erkunden. Nach einer Mittagspause erhalten die Teilnehmer in den Stadtwerken Osnabrück eine umfangsreiche Präsentation der modernsten E-Busse und der Ladetechnik für Schnellladung auf dem Busbetriebshof und der Nachladung unterwegs auf der Linie. Wir schließen somit in dieser Veranstaltung den Kreis der Entwicklung von E-Fahrzeugen von ca. 1900 bis heute.

Das Automuseum wurde 1984 in Ibbenbüren von Herrn Heiner Rösler gegründet. 1997 zog es in die Räume der ehemaligen Möbelfabrik Melchersmann in Melle. "Geschichte auf Räder" - dieser Name ist für das Automuseum Melle ein Ausstellungsziel, nicht nur wichtige Beispiele aus der Technik- und Designgeschichte des Automobils zu zeigen, sondern ebenso die immensen Auswirkungen dieser Erfindung auf das Leben der Menschen zu verdeutlichen. So findet man im Automuseum Melle neben der umfangreichen Automobil-Ausstellung auch viele Beispiele aus allen Bereichen der Mobilität.

Zum Thema Elektromobilität wurde im Automuseum 2021 eine Sonderausstellung durchgeführt, die einen Streifzug durch die Entwicklung des E-Autos zeigte. In der Frühzeit der Automobile waren die Elektroautos den Autos mit Verbrennungsmotor insgesamt überlegen.  Der Wirkungsgrad von Elektromotoren ist höher als der von Verbrennungsmotoren. Um 1900 waren in den USA 40 % der Automobile Dampfwagen, 38 % Elektrowagen und 22 % Benzinwagen. In New York gab es 1901 sogar 50 % Elektroautos, 30 % Dampfwagen. Der Höhepunkt der Elektroautowelle wurde 1912 erreicht: 20 Hersteller bauten 33.842 Elektroautos. Die Autos wurden mit einer Reichweite von 130 Meilen beworben, obwohl ein Wagen in einem Test 211 Meilen (340 Kilometer) schaffte. Die Höchstgeschwindigkeit betrug nur etwa 32 km/h.

Ein wunderbar erhaltenes, komplett fahrbereites Exemplar des Detroit Electric hat noch heute einen Ehrenplatz im Automuseum Melle und konnte von den Teilnehmern der VDI-Veranstaltung unter fachkundiger Führung von Herrn Heiner Rösler bestaunt werden.

Foto: Meier
Foto:Müch/Video 

Die SWO Mobil der Stadtwerke Osnabrück bedienen das MetroBusliniennetz (schnelle, beschleunigte Hauptachsen in die Innenstadt) mit fünf MetroBus-Linien voll elektrisch. Dies umfasst 62 E-Gelenkbusse vom Typ Citea SLFA-181 Electric des Systemlieferanten VDL. Der Hersteller der Busse ist die VDL Bus & Coach bv mit Sitz in Valkenswaard, Niederlande.  Herr SWO Geschäftsführer André Kränzke informierte die Teilnehmer der VDI-Veranstaltung fachkundig und ausführliche über die Einführung und Investitionen zu den neuen E-Gelenkbussen. Ein E-Gelenkbus kostet mit ca. 600 TEUR doppelt so viel wie ein Diesel-Gelenkbus.

 Die Busse werden mit einem Siemens-Zentralmotor angetrieben, der eine maximale Leistung von 210 kW hat. Das entspricht in etwa 313 PS. Das maximale Drehmoment beträgt 2.000 Nm. Den nötigen Strom liefern NMC-Akkus der Firma Durapower, die auf dem Dach der Busse verbaut sind. Die Abkürzung NMC steht dabei für Lithium-Nickel-Mangan-Cobalt-Oxide – ein Speichermaterial, das auch in vielen Elektroautos und Pedelecbatterien Verwendung findet. Die Akkus haben eine Kapazität von 180 kWh. Aufgeladen werden die E-Gelenkbusse mit Grünstrom aus der Region auf dem Betriebshof der Stadtwerke und an den Endwenden der MetroBus-Linien.

Die Aufladung der Batterien erfolgt über einen Pantografen (Stromabnehmer) der Firma Schunk, welcher auf dem Dach der Busse angebracht ist. Dieser Pantograf erlaubt über einen vierpoligen Kontakt die Nachladung während der Ruhezeit sowie während der Wendezeiten im Fahrbetrieb – man spricht von einem „opportunity charging“-Verfahren. Nachts wird der Strom über Ladehauben in der Busabstellhalle auf dem Stadtwerkegelände an der Sandbachstraße in die Batterien übertragen.

Foto: VDI Arbeitskreis Energietechnik
 

Die Netto-Nachladezeit beträgt sodann vier Stunden. Ist der Bus in Betrieb, so wird dieser über Ladehauben an den Endhaltestellen aufgeladen. Die maximale Netto-Nachladezeit beträgt hier zehn Minuten.

Der Leiter Anlagen- und Werkstattmanagement Herr Thomas Neuhaus berichtete, dass die Werkstattmitarbeiter in den vergangenen Jahren an einer Hochvolt-Qualifizierung teilnehmen mussten, um sich auf die neuen Arbeitsbedingungen einzustellen. Alle SWO Mobil Kfz-Mechatroniker sind jetzt offiziell auch Elektrofachkräfte für Hochvoltfahrzeug (unter Hochvolt definiert man im Kfz-Gewerbe übrigens Spannungsebenen von 30V – 1000V Wechselspannung und 60V – 1500 V Gleichspannung).

Neben der Zuverlässigkeit/Verfügbarkeit ist natürlich auch die Nachhaltigkeit der 62 E-Busse von Bedeutung. Mit einer Jahreslaufleistung von ca. 3,6 Mio. emissionsfreie E-Kilometer werden jährliche ca. CO2-Einsparung: ca. 2.100 Tonnen eingespart. Die SWO Mobil gilt bei der Umstellung auf einen elektrisch betriebenen ÖPNV bundesweit als Vorreiter.